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Das Theater spielt wieder - Night & Day

Das Theater spielt wieder -
Eröffnung mit Michael Wallners "Night and Day" nach Cole Porter

Von Wolfgang Pardey

Die pandemiebedingten langen Pausenmonate sind zu Ende. In Lübecks Theater öffnete sich wieder der Vorhang. Mit der Show Night & Day von Michael Wallner nach Cole Porter begann das Musiktheater die Saison im Rahmen des Modellprojekts. Zwar sind die Umstände lästig, die Vorlage eines aktuellen Coronatests, der Fragebogen der Uni Kiel und die Luna-App, doch konnte Theaterdirektor Caspar Sawade die Besucher in einem, bei begrenztem Platzangebot, ausverkauften Großen Haus begrüßen, sich bedanken und den Wunsch nach einem langen Spielplan äußern. Der Titel von Wallners revueartiger loser Szenenfolge stammt von Porters Evergreen „Night & Day“, der österreichische Autor und Theaterregisseur Wallner verknüpft Porters Musik mit einer neu erfundenen Handlung. Porter, brillanter und intelligenter Komponist auch für den Film, Musicalkünstler und Songschreiber („Kiss me, Kate“), hatte eine klassische Ausbildung absolviert, pflegte in Europa Kontakte mit Igor Strawinsky, Erik Satie und Darius Milhaud, verzichtete dann jedoch auf eine sinfonische Karriere, wohl mit Rücksicht auf die Erfolge George Gershwins. Sein großes Metier wurde die Theatermusik.
Wallners kompiliertes Stück spielt in einem Broadway-Theater, wo eine Aufführung einstudiert wird und alles passiert, was am Theater möglich ist. Der kranke Direktor Bill (spielfreudig Steffen Kubach) arbeitet mit den Schauspielern, findet Unterstützung im Komponisten Cole, stimmlich schmiegsam: Daniel Schliewa, gerät in finanzielle Schwierigkeiten, wird gerettet durch Angel, die Sara Wortmann agil gibt und sich als Tochter Bills entpuppt. Nach Wiederaufnahme der Proben stirbt Bill während der Arbeit, worauf das Stück besinnlich endet. Weitere Personen sind der kraftvolle Mr. Big von Gerard Quinn, der agile Rick von Rudolf Katzer, Evmorfia Metaxaki als raumgreifender Star, die tanzenden Porter Girls Nina Bülles, Marlou Düster, Lorena Mazuera Grisales und Elisa Pape.  Alles wird fundiert durch Originalmusik Porters. Wallner hat sein Stück temporeich, bewegungsgesteuert und spannungsvoll inszeniert (Choreografie : Andrea Danae Kingston) auf kahler Bühne (Heinz Hauser), die durch in unterschiedlichen Farben erstrahlende Stoffrollos strukturiert wird.  Aleksandra Kica entwarf phantasievolle und zum Bühnenambiente passende Kostüme. Das klangschöne Philharmonische Orchester, hinter der Spielfläche auf der Bühne positioniert, wird genrebewusst von GMD Stefan Vladar geleitet, der sich in diesem ungewohnten Metier am Pult bestens bewährt. Den Chor hat Jan-Michael Krüger sorgfältig einstudiert. Am Schluss gab es langen, begeisterten Beifall und Zugaben.

(Foto: © Olaf-Malzahn)